Faktencheck: Fleischerzeugung, Sojaanbau und Regenwald
Um die heimischen Nutztiere mit ausreichend Eiweißfuttermitteln versorgen zu können, importiert Deutschland Sojabohnen und -schrote. Viele Kritiker behaupten, die deutsche Nutztierhaltung sei deshalb für die Abholzung des südamerikanischen Regenwaldes verantwortlich.
Fakten:
europäische Eiweißstrategie, die den Import von Sojabohnen verringern soll. Einige Länder wollen dazu verstärkt Sojabohnen und heimische Eiweißpflanzen anbauen. Bisher ist das nur begrenzt möglich, weil die klimatischen Verhältnisse in Deutschland zu geringeren Ernten führen und damit mehr Ackerfläche belegen als in Brasilien. Alternative Eiweißfuttermittel sind Rapsextraktionsschrot, Getreideschlempe und Leguminosen wie Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen. Eine geringere Proteinqualität sowie Anbau-, Ernte- und Lagerprobleme bei den Leguminosen sind die Hauptgründe, warum sich diese Alternativen in Deutschland bisher nicht durchgesetzt haben. Um Soja-Importe zu ersetzen, wären in Deutschland - je nach Kultur - Ackerflächen zwischen 3,5 und 7 Mio. ha nötig. Damit würden andere ertragreichere Ackerfrüchte, z.B. Weizen, verdrängt, die dann wieder importiert werden müssten.
Der größte Teil der nach Europa importierten Sojabohnen stammt von traditionellen Anbauflächen, auf denen bereits seit Jahrzehnten Sojaanbau in der Fruchfolge mit Mais, Getreide und anderen Früchten stattfindet. Mit Hilfe von Zertifizierungssystemen wie ISCC, RTRS oder Soja Plus
soll ein nachhaltiger Anbau von Soja vorangetrieben werden. Im Jahr 2006 wurde das sog. Sojamoratorium auf den Weg gebracht, um eine Ausdehnung der Regenwaldabholzung durch die Zunahmen des Sojaanbaus zu reduzieren. Mit Erfolg, wie eine aktuelle Studie aus Wisconsin zeigt. Nach dem Moratorium sei für die Ausdehnung des Sojaanbaus fast kein zusätzlicher Regenwald gerodet worden.
Eine steigende Nachfrage nach erneuerbaren Energien und eine steigende Nachfrage nach tierischen Produkten führen zu einer Ausdehnung des Sojaanbaus. Damit steigt die Gefahr, dass Grünlandflächen in Ackerland umgewandelt und Viehherden an die Grenzen der Urwaldgebiete verlagert werden. Ein deutsches Forschungsteam hat modelliert, wie Brasilien auf die steigende Nachfrage reagieren könnte, ohne Regenwald opfern zu müssen. Es empfiehlt, die Tierdichte auf den bestehenden Weiden moderat zu erhöhen. Gleiches schlagen auch Landschaftsökologen der Universität Göttingen gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Freiburg und Bolivien vor.